Bei einer Spinalkanalstenose verengen sich Wirbelkörper unter Umständen so stark, dass sie auf hindurchlaufende Nerven und Blutgefäße drücken.
Wenn´s zu eng wird
Bei einer Spinalkanalstenose, auch bekannt als Wirbelkanalstenose, verengt sich der Wirbelkanal (ICD 10-Code: M 48.0). Die Wirbelkörper drücken auf Nervenfasern und Blutgefäße des Rückenmarks und verursachen im fortgeschrittenen Stadium starke Rückenschmerzen und Empfindungsstörungen in Armen und Beinen. Da auch das Gehen schwerfällt, sprechen Ärzte häufig von der „Schaufensterkrankheit“ – Betroffene schlendern ein paar Meter und pausieren dann.
Häufigste Ursache ist die Abnutzung der Bandscheiben
Eine Spinalkanalstenose tritt vermehrt bei älteren Menschen auf. Die Wirbel und die Bandscheibe nutzen sich ab, wodurch sich der Abstand zwischen den Wirbelkörpern verringert. Knöcherne Auswüchse verengen den Kanal zusätzlich. Bei einer angeborenen Spinalkanalstenose sind die seitlichen Verbindungsknochen der Wirbelkörper hingegen zu kurz oder die Wirbel sind fehlgebildet, sodass sie auf das Rückenmark drücken.
Die Wirbelkanalstenose tritt häufig an der Lendenwirbelsäule auf, etwas seltener ist die Halswirbelsäule betroffen.
Bildgebende Verfahren bringen Klarheit
Bei Verdacht auf Spinalkanalstenose erfolgt ein ausführliches Anamnesegespräch und eine körperliche Untersuchung. Zusätzlich machen eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) Verengungen sichtbar. In einigen Fällen bestimmen Ärzte zudem die Stromleitgeschwindigkeit im Rückenmark oder in den Nerven.
Die Behandlung der Spinalkanalstenose richtet sich nach den Beschwerden. Der Fokus liegt auf konservativen Maßnahmen wie Physiotherapie und Krankengymnastik. Begleitend dazu erhalten Betroffene häufig schmerzlindernde Medikamente. Wenn die konservativen Behandlungsmethoden nicht den gewünschten Erfolg bringen, weiten Wirbelsäulenchirurgen den Kanal operativ.
Die Anzeichen einer Spinalkanalverengung
Erst, wenn der Wirbelkanal so stark verengt ist, dass er auf Nerven und Blutgefäße drückt, verursacht die Spinalkanalstenose Beschwerden. Besonders zu Beginn sind diese wenig charakteristisch. Betroffene klagen über Rückenschmerzen sowie Probleme beim Gehen und abnehmende Feinmotorik in den Händen.
Schmerzen im unteren Rücken und in den Beinen
Bei einer so genannten lumbalen Spinalkanalstenose, die häufigste Form dieser Krankheit, verengen sich die Wirbelkörper der Lendenwirbelsäule (LWS). Das führt dazu, dass Betroffene besonders beim Gehen und Stehen im unteren Rücken Schmerzen haben. Diese strahlen meist in ein Bein aus. Sobald sie sich hinsetzen oder eine gebeugte Haltung einnehmen, bessern sich die Schmerzen. Verspannte Muskeln verstärken die Beschwerden zusätzlich. Typisch sind zudem Gefühlsstörungen und Missempfindungen wie Ameisenlaufen oder ein Kältegefühl in den Beinen. Im fortgeschrittenen Stadium sind Lähmungen, Taubheitsgefühle und Inkontinenz möglich.
Beschwerden im Nacken und in den Armen
In selteneren Fällen tritt eine Spinalkanalstenose im Bereich der Halswirbelsäule (HWS) auf. Diese ist auch bekannt als zervikale Spinalkanalstenose. Betroffene haben Schmerzen im Nacken, die bis in die Arme ausstrahlen. Häufig ist auch die Feinmotorik und die Sensibilität in den Händen gestört, wodurch das Zuknöpfen von Hemden und das Greifen kleiner Gegenstände schwerfallen. Auch der Gang ist häufig unsicher. Im Endstadium sind Symptome einer Querschnittslähmung möglich.
Der Krankheitsverlauf ist schleichend
Die Symptome bei einer Spinalkanalstenose können sich von Zeit zu Zeit ändern: mal sind die Beschwerden stärker, mal bessern sie sich. In der Regel schreitet die Krankheit sehr langsam voran und nur in seltenen Fällen verschließt sich der Wirbelkanal komplett.
Ursachen der degenerativen Wirbelsäulenerkrankung
Erworbene Stenose: Beschwerden im hohen Alter
Die erworbene Wirbelkanalstenose tritt am häufigsten bei Menschen über 50 Jahren auf. Denn mit zunehmendem Alter nutzt sich die Wirbelsäule immer mehr ab. Bei diesem natürlichen Alterungsprozess schrumpfen die Bandscheiben zwischen den einzelnen Wirbelkörpern. Die Bandscheiben tragen jetzt die Last nicht mehr - kompensatorisch verdicken die Gelenke. Die Nervenstränge, die zwischen den einzelnen Wirbeln verlaufen, werden gequetscht. Dies führt wiederum zu Schmerzen. Zusätzlich bilden sich häufig knöcherne Auswüchse (Ostephyten) an den Wirbeln, die auf das Rückenmark drücken. Narben an den Wirbelkörpern, bedingt durch Operationen, sowie Bandscheibenvorwölbungen können ebenso Beschwerden verursachen.
Angeborene Verengung: Schmerzen schon in jungen Jahren
Die Hauptursache für eine angeborene Spinalkanalstenose sind zu kurz angelegte Wirbelkörper, insbesondere der seitlichen Verbindungsknochen. Dadurch ist der Wirbelkanal zu schmal. Die eigentlich schützenden Wirbelkörper drücken dann auf das Rückenmark. Bei dieser Form der Spinalkanalstenose treten die Beschwerden unter Umständen bereits ab dem 20. Lebensjahr auf.
Weitere Ursachen der angeborenen Spinalkanalstenose sind:
- Stark ausgeprägtes Hohlkreuz (Hyperlordose)
- Fehlbildungen an der Wirbelsäule wie Keilwirbel, Schmetterlingswirbel oder Halbwirbel
- Wirbelgleiten (Spondylolsthesis)
- Idiopathische Spinalkanalstenose: Der Wirbelkanal ist seit der Geburt verengt. Die Ursachen dafür sind bisher nicht bekannt.
- Anchondroplasie (Chondrodystrophie): Das Wachstum des Skelettsystems ist gestört, wodurch sich beim ungeborenen Kind der Knorpel nicht richtig in Knochengewebe umwandelt.
- Morbus Paget: Die Knochen verdicken und verformen sich. Die Ursachen sind bisher nicht bekannt, genetische Faktoren spielen vermutlich eine Rolle.
Den Beschwerden auf der Spur
Bei Verdacht auf eine Spinalkanalstenose führen Ärzte zunächst eine ausführliche Anamnese durch. Dabei machen sie sich ein genaues Bild über die Symptome. Sie fragen die Patienten unter anderem wo die Schmerzen sind, wie lange diese schon andauern und ob ihnen das Gehen schwer fällt. Ebenso wichtig ist es, zu erfahren, ob Lähmungen und Sensibilitätsstörungen vorliegen. Im Anschluss daran erfolgt dann eine körperliche Untersuchung. Die Ärzte testen die Reflexe und bitten die Patienten, den Oberkörper nach hinten zu beugen. Verursacht diese Bewegung Schmerzen, ist das ein deutlicher Hinweis auf eine Spinalkanalstenose. In der Regel bessert sich der Schmerz, wenn sich der Patient wieder nach vorne beugt.
Bildgebende Verfahren bestätigen Verdacht
Neben der körperlichen Untersuchung und dem Patientengespräch sind bildgebende Verfahren ein wichtigstes Instrument, um eine Spinalkanalstenose eindeutig zu diagnostizieren. Eine besonders strahlungsarme Untersuchungsmethode ist die Magnetresonanztomografie (MRT). Bandscheiben, Rückenmark, Nerven und Bänder sind auf den Bildern sehr gut sichtbar. Erfahrene Ärzte erkennen anhand der Aufnahmen eine Spinalkanalstenose eindeutig und können deren Ausmaß bestimmen. Wenn ein Patient einen Herzschrittmacher oder andere Metallgegenstände wie künstliche Gelenke im Körper hat, ist ein MRT nicht möglich. In diesem Fall gibt eine Computertomografie Aufschluss darüber, ob der Wirbelkanal verengt ist. Auch knöcherne Strukturen lassen sich auf diese Weise gut darstellen.
Um auszuschließen, dass die Nerven geschädigt sind oder aber um den Grad der Schädigung zu ermitteln, helfen neurologische Untersuchungen. Mit Hilfe von Elektroden, die auf die Haut geklebt werden, bestimmen Ärzte die Leitgeschwindigkeit der Nerven (Elektroneurografie).
Therapieoptionen bei einer Spinalkanalstenose
Die Art der Therapie richtet sich danach, wie weit die Spinalkanalstenose fortgeschritten ist und welche Beschwerden sie verursacht. Neben verschiedenen konservativen Methoden ist auch ein chirurgischer Eingriff möglich.
Rückenmuskeln stärken und Haltung verbessern
Der Fokus der konservativen Therapie liegt darauf, Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit des Rückens zu erhalten. Physiotherapeuten helfen dann, die Rückenmuskulatur zu entspannen und gleichzeitig zu stärken. Weiterhin führen sie krankengymnastische Übungen durch, um einem Hohlkreuz vorzubeugen und die Lendenwirbelsäule zu stabilisieren. Ein Stützkorsett (Orthese) entlastet bei fortgeschrittener Spinalkanalstenose zusätzlich die Bandscheiben.
Medikamentöse Therapie als Ergänzung
In vielen Fällen ist es erforderlich, die Schmerzen zusätzlich mit Medikamenten zu lindern. Bei einigen Patienten sind die Beschwerden sogar so stark, dass die Physio- und Bewegungstherapie nur durch die Gabe von Schmerzmitteln möglich ist. Zu den gängigen Medikamenten zählen Paracetamol, Ibuprofen oder Diclofenac. Auch muskelentspannende Präparate, so genannte Muskelrelaxantien, kommen häufig ergänzend zum Einsatz.
Operation als letzte Option
Im fortgeschrittenen Stadium der Spinalkanalstenose leiden die Betroffenen unter sehr starken Schmerzen und auch neurologische Störungen wie Lähmungen treten vermehrt auf. In solchen Fällen führt die konservative Therapie der Spinalkanalstenose unter Umständen nicht zum gewünschten Erfolg und es ist eine Operation nötig. Diese führen erfahrene Ärzte meist minimalinvasiv durch. Sie tragen dabei Wucherungen an den Wirbelgelenken sowie verdickte Bandstrukturen ab. Auch eine zusätzliche Versteifung einzelner Wirbel kann dann notwendig sein.