Langjährige Stellvertretende Leitung Eva Reuß übernimmt die Abteilung Therapie am SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach.
Innovative Therapien haben hier Tradition
Eine Operation ist bei einigen Krankheitsbildern der erste große Schritt in Richtung Verbesserung der Lebensqualität. Mindestens ebenso wichtig sind die vielen kleinen Schritte, die in den Tagen und Wochen nach dem Eingriff folgen. Für eine erfolgreiche Reha sind Physio- oder Ergotherapie sowie in einigen Fällen auch die Logopädie und Musiktherapie unerlässlich.
Das SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach kann eine über Jahrzehnte gewachsene Expertise im Bereich Wirbelsäulenchirurgie, Orthopädie, Endoprothetik, Querschnittlähmungen und Neurologie vorweisen. „Wir Therapeutinnen und Therapeuten sind stolz, zur Genesung unserer Patientinnen und Patienten beizutragen“, sagt Eva Reuß, die nach 16 Jahren Stellvertretung zum Jahreswechsel die Leitung der Therapie am SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach übernommen hat. Die Physiotherapeutin gehört bereits seit 1993 zum Therapieteam des Langensteinbacher Klinikums und tritt die Nachfolge von Sabine Wernig an, die sich nach 46 Jahren am SRH Klinikum Ende 2023 in den Ruhestand verabschiedete. Reuß war im Bereich Orthopädie, genauer: Endoprothetik sowie auf der Kinderstation, tätig, bevor sie 1996 in den Bereich Paraplegiologie (Querschnittlähmungen) wechselte.
Vorreiterrolle in Medizin und Therapiemethoden
Besonders bei orthopädischen Eingriffen wie Knie- und Hüftoperationen sowie nach Schädel-Hirn-Verletzungen, Schlaganfällen oder Querschnittlähmungen ist eine engmaschige therapeutische Betreuung ausschlaggebend für die Wiederherstellung der Mobilität und der Lebensqualität der Patient:innen. Am SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach werden seit jeher innovative Methoden angewendet. „Dass wir in der Physiotherapie heute das Laufband so selbstverständlich als Therapieform nutzen, haben wir Sabine Wernig und ihrem Mann Prof. Dr. Anton Wernig zu verdanken, die es bei uns in Langensteinbach und später auch deutschlandweit eingeführt haben“, erzählt Reuß. Auf dem Laufband kann ein Gurtsystem mit Aufhängung einem Patienten so viel Körpergewicht abnehmen, dass die teilgelähmten Beine den Körper trotzdem selbst tragen können. Durch das sichere Gefühl in der Aufhängung kann sich der Patient komplett auf das Gehen konzentrieren und hat keine Angst, zu stürzen. Eine Weiterentwicklung dieses Laufbands ist der Lokomat der Firma Hocoma, von dem ein Exemplar im SRH Klinikum steht. Zusätzlich zum Laufband und der Aufhängung kommt hier eine Art roboterbewegtes Exoskelett zum Einsatz, das Schritte vorgibt und so Patient:innen noch gezielter entlasten und beim Aufbau bestimmter Muskelgruppen unterstützen kann. Jeder Kraftzuwachs und Zentimeter Beweglichkeit sind wertvoll für eine erfolgreiche Therapie.
Oft gelingen Patient:innen Fortschritte mitunter in sehr kleinen Schritten. Das gilt besonders in der Ergotherapie. Hier ist wortwörtlich Fingerspitzengefühl gefragt. Unter anderem mit der Spiegeltherapie und dem robotergestützten Exoskelett Armeo werden die Plastizität im Gehirn angeregt und der von einer Lähmung betroffene Arm trainiert. Nicht zuletzt spielt das Alltagstraining, auch Activities of Daily Living (ADL) genannt, eine wichtige Rolle in der Ergotherapie. Bei dieser Therapieform werden Alltagshandlungen auf die Einschränkungen des Patienten adaptiert und so geübt, dass der Patient eigenständig die größtmögliche Teilhabe und Selbstbestimmung in seinem Leben ausüben kann. Häufig betrifft dies Schlaganfallpatienten und bezieht den Einsatz von Hilfsmitteln oder Einhänderstrategien mit ein.
Nicht zu unterschätzen ist der positive Beitrag der Logopäd:innen, die ebenfalls zum Therapie-Team um Eva Reuß gehören. Gemeinsam mit den neurologischen Ärzt:innen untersuchen sie Schluckbeschwerden bei neurologisch beeinträchtigen Menschen und passen die Form der Nahrung sowie die Behandlung individuell an. Hierbei nutzen sie unter anderem die radiologische Schluckuntersuchung Videofluoroskopie und die Fiberendoskopische Evaluation des Schluckens – kurz FEES. Beide Methoden erlauben den Behandler:innen, die Schluckbeschwerden ihrer Patient:innen detailgenau zu detektieren. Die Untersuchungsverfahren werden nach einem festgelegten Standard durchgeführt, der eine qualitativ sehr gute Behandlung sicherstellen sollen. „Wir orientieren uns mit unseren Methoden sozusagen am Goldstandard“, bestätigt Reuß.
Die Videofluoroskopie ist eine Röntgenschluckuntersuchung, bei der ein:e Patient:in kontrastmittelhaltigen Brei schluckt. Dabei werden flüssige, breiige und feste Konsistenzen in unterschiedlichen Mengen gegeben, um zu klären, wie gut der/die Betroffene die verschiedenen Konsistenzen schlucken kann. Da ein einzelnes Schlucken nur ca. zwei Sekunden dauert, werden bei der Videofluoroskopie 30 Röntgenbilder pro Sekunde aufgenommen. Durch diese hohe Bildfrequenz können Therapeut:in und Radiolog:in die für das Schlucken erforderlichen Bewegungen der Zunge, des Gaumensegels, des Kehlkopfes und einiger anderer Strukturen genau sehen und beurteilen.
Bei der Fiberendoskopischen Evaluation des Schluckens (FEES) führt ein:e ausgebildete:r Untersucher:in – das kann ein:e Sprachtherapeut:in, ein:e Logopäd:in oder ein:e Mediziner:in mit FEES-Zertifikat sein – ein flexibles Endoskop durch den Nasengang bis in den Rachen hinein. Mit der Kamera am Endoskop können nun alle Strukturen im Nasen-Rachenraum sowie der Kehlkopf beobachtet und ihre Funktionen beim Atmen und Schlucken beurteilt werden. Die Untersuchung kann auch bei nicht mobilen Patient:innen am Bett durchgeführt werden.
„Wir wenden beide Untersuchungsverfahren seit mehr als 20 Jahren an. Die Routine trägt zu unserer hohen Expertise im Bereich der Diagnostik und Therapie von Schluckstörungen bei“, berichtet Eva Reuß.
Erfolg ist Teamwork
„Zu einer erfolgreichen Behandlung gehört eine gezielte, ganzheitliche Rehabilitation“, weiß Eva Reuß. Seit dreißig Jahren hält die gebürtige Westfälin dem SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach die Treue. Für sie ist es ein Privileg, die Zukunft der 70-köpfigen Therapieabteilung mitzugestalten und dazu beizutragen, dass Patient:innen bestmöglich von der Kompetenz ihrer Mitarbeitenden profitieren.
Die SRH hat neben ihren Angeboten in der Sparte Gesundheit auch Lehrangebote in der Sparte Bildung. So bilden die SRH Fachschulen unter anderem Physio- und Ergotherapeut:innen sowie Logopäd:innen aus. „Wir freuen uns immer, wenn angehende Therapeutinnen und Therapeuten im Rahmen eines Praktikums bei uns einen Einblick in den Berufsalltag nehmen. Besonders schön ist es, wenn es ihnen so gut gefallen hat, dass sie als neue Mitarbeitende zu uns zurückkommen“, schmunzelt Eva Reuß.